20.00 Uhr
Weihnachtskonzert des Georg-Friedrich-Händel-Gymnasiums
Auf eine ungewöhnliche Kammermusikbesetzung freuen sich unser Solo-Piccolist Daniel Werner und Cellistin Jae Won Song: Am 24. Oktober spielen sie mit drei Kollegen, den Geigern Petr Matěják und Hitoshi Ooka sowie Bratscherin Ayano Kamei, Werke für Streichtrio und Piccoloflöte. Dazu kommt ein Streichquartett von Puccini – den Opernspezialisten hört man sonst selten bei uns am Konzerthaus..
„Für Piccolo und Streicher gibt es tatsächlich Originalliteratur“, bestätigt Daniel Werner. „Zum Beispiel eben das Quartett von Allan Stephenson, das wir spielen. Es ist zwar zeitgenössisch, aber sehr klassisch gebaut, hat einen ersten Satz mit Exposition und Durchführung und einen schönen langsamen zweiten Satz.“ Dass ihre Besetzung einen persönlichen Hintergrund hat, verrät Jae-Won Song: „Ich war so überrascht von Daniels schönem Piccoloklang, als er neu bei uns anfing – es ist wie Gesang, wenn er spielt. Inzwischen sind wir gut befreundet, und er besucht mich und meine Familie oft. Als wir während der Coronazeit nur telefonieren konnten, sagte er, dass er viel Mozarts Oboenquartett hört und es gerne spielen würde. Erst war ich skeptisch, wie das mit Piccolo gehen soll. Später dachte ich: Warum nicht?“
„Es gibt eine einzige Aufnahme in dieser Besetzung“, erzählt Daniel. „Aber ich finde, das Stück passt genauso gut aufs Piccolo wie auf die Oboe. Und es hilft, mit dem Vorurteil aufzuräumen, dieses kleine Instrument sei immer nur laut und hoch. Für mich ist es übrigens die größte Freude, wenn ich im Orchester mal Passagen gemeinsam mit Streichern zu spielen habe, wie zuletzt beim „Bolero“ – diese Farbe finde ich toll.“ „Und ich spiele gern mit Bläsern“, ergänzt Jae Won. „Dass Musik Atmung heißt, erlebt man dabei ganz direkt. Für uns Streicher ist das genauso wichtig.“
Unser Konzerthaus Kammerorchester beginnt seine Saison am 30. Oktober in besonders „konzentrierter“ Besetzung mit Streichsextetten von Brahms und Strauss sowie einem Streichquintett von Mozart. Cellistin Viola Bayer aus dem Vorstand des mitgliedergeführten Ensembles erzählt, warum sie sich auf dieses Konzert besonders freut:
„Wir spielen seit vielen Jahren im Konzerthausorchester und immer wieder auch im Kammerorchester zusammen. Gerade für diesen Abend in kleiner Besetzung ist es schön, dass wir dadurch musikalisch auf ganz viel Gemeinsames aufbauen können. Es gibt kaum ein Streichquintett oder -sextett als festes freies Ensemble, denn es wurden viel, viel weniger Stücke dafür geschrieben als für Streichquartett. Sonst holt sich meistens ein Quartett jemanden dazu und muss dann erst ein neues Gleichgewicht finden. Das lohnt sich aber sehr, denn unter den Stücken, die für zwei Geigen, zwei Bratschen und zwei Celli entstanden, sind so wunderbare Klassiker wie Brahms' erstes Streichsextett. Und Entdeckungen wie das ‚Capriccio‘-Sextett aus Richard Strauss' Oper!
Brahms' erstes Streichsextett finde ich einfach einfach nur großartig und kann gar nicht sagen, welchen Satz oder welche Stelle ich besonders mag. Der gesamte Anfang klingt wie eine große Umarmung. Brahms war erst 27, als er das schrieb, und die unterschiedlichen Emotionen, die ihn aufgewühlt haben – Liebe, Schmerz, Freude – fühlt man schon innerhalb des ersten Satzes, der dann ganz ruhig im Pizzicato verklingt. Ich finde, er konnte das in aller Tiefe wie kein zweiter feinsinnig und liebevoll ausdrücken. Für uns Musiker ist es unbeschreiblich schön, das im Spiel nachzuempfinden und an die, die uns zuhören, weiterzugeben.“
Die erste Folge von „Herz über Kopf“, unserer neuen Salonreihe mit Schauspieler Charly Hübner als Gastgeber, empfiehlt Dramaturg Johannes Schultz am 4. November:
„Ich freue mich sehr auf unseren neuen Salon, den wir mit Charly Hübner entwickelt haben. In der ersten Ausgabe geht es um die USA und Europa – eine Beziehung, die aktuell ja beinahe täglich neue Tiefpunkte erreicht. Es ist sehr frustrierend, zu erleben, wie Trump die USA gerade in einen autoritären Staat umbaut und Europa wirtschaftlich, politisch und kulturell zum Feindbild erklärt.
Am Konzerthaus erkunden wir die alte transatlantische Beziehung natürlich ausgehend von Musik: Charly Hübner wird über Dvořáks Sinfonie ‚Aus der neuen Welt‘ und Gershwins ‚An American in Paris‘ sprechen – Werke, die das Konzerthausorchester ein paar Tage zuvor mit Joana Mallwitz spielt. Und wir haben zwei Gäste mit transatlantischen Biografien: Die Journalistin und USA-Expertin Rieke Havertz, deren Podcast ‚OK, America?‘ ich sehr empfehle, und den amerikanischen Tenor Ted Schmitz, der mittlerweile in Berlin lebt.
Spannend finde ich, dass sich die musikalischen Verbindungslinien zwischen den USA und Europa nicht nur auf den Einfluss von amerikanischem Jazz und populärer Musik seit dem 20. Jahrhundert beschränken. Sie verlaufen auch viel subtiler. Ted Schmitz wird ein Lied des Engländers Benjamin Britten mitbringen, das ihn bewogen hat, nach Europa zu kommen. Britten wiederum war zu Beginn des Zweiten Weltkriegs drei Jahre in New York. Allerdings hatte er große Schwierigkeiten, dort Anschluss zu finden – unter anderem, weil er im Gegensatz zu vielen seiner amerikanischen Komponistenkollegen nicht in Paris bei Nadia Boulanger studiert hatte! Dass für Britten ausgerechnet in Amerika die alte Rivalität zwischen England und Frankreich spürbar wird, ist eines von vielen, vielleicht unerwarteten Beispielen, wie transatlantisch verwoben schon damals der Musikbetrieb war.“