KHO on tour – Antwerpen

von Annette Zerpner 29. Mai 2025

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Unsere Frühjahrstour 2025 hat richtig Fahrt aufgenommen – im Hinblick auf die zurückgelegten Kilometer ebenso wie musikalisch: In der Anspielprobe vor dem Konzert in Antwerpens deSingel spricht Joana Mallwitz begeistert von der Weite und Leichtigkeit in Schuberts Großer C-Dur-Sinfonie, die im Laufe der Konzerte in Essen, Regensburg und Erlangen gewachsen sei.

Auch deshalb sind Tourneen so wichtig: Wenn ein Programm öfter aufgeführt werden kann als in den regulären zwei oder drei Konzerten daheim, hat ein Orchester die Möglichkeit, noch viel tiefer in ein Werk und ins Zusammenspiel einzutauchen. Das beglückt Dirigentin, Orchester und nicht zuletzt das Publikum!

Wind, Waffeln, Backsteinhäuser

Die himmelstürmende gotische Liebfrauen-Kathedrale aus hellem Sandstein mit ihren filigranen Streben, der imposante Bahnhof im Jugendstil, der in einer alten Kaufmannsstadt etwas seriös-gezähmter ausfällt als anderswo, das postmoderne „Museum an de Strom“, gemütliche Backsteinhäuschen, Waffeln, Frites und Pralinen – nach der langen Busfahrt von Franken nach Belgien am Vortag können wir im windigen Antwerpen zwischen Schelde und Altstadt den Kopf sehr gut ein paar Stunden auslüften. Besonders beliebt: Leihfahrräder – und Leihregenschirme!

Schnappschüsse vom freien halben Tag: Bratscherinnen Peiyi Wu und Katja Plagens erkunden die Stadt per Fahrrad; Solo-Cellist Friedemann Ludwig beschirmt Cello-Kollegin Nerina Mancini und Solo-Posaunist Helge von Niswandt; Fotopause im historischen Hauptbahnhof Antwerpen-Centraal, wo die historische Uhr tickt: Um 18 Uhr 15 ist Anspielprobe im Saal von deSingel.

... und wieder auspacken in deSingel

Während die Orchestermitglieder noch die Stadt erkunden, Kraft fürs abendliche Konzert beim kurzen Mittagsschlaf tanken oder sich einen Raum neben der Hotellobby gesichert haben, um (sehr rücksichtsvoll) fernab sich ausruhender Kolleginnen und Kollegen zu üben, ist unser Orchesterwarteteam im großen Konzertsaal im Kulturbau deSingel im Einsatz, nachdem die Kollegen von dort gegen 14 Uhr den Aufbau eines Konzerts am Vorabend von der Bühne geräumt haben. Die einheimischen Stage Hands haben bereits geholfen, unseren Instrumententransport zu entladen, der am Vorabend ankam. Nun werden Stühle und Pulte gerückt, Pauken hereingerollt und auch Igor Prokopets‘ Kontrabass aus unserem vorigen Beitrag wird von Orchesterwart Gregor Beyer aus Kiste Nr. 8 befreit und vorsichtig auf der Bühne abgestellt. Unser Koordinierender Orchesterwart Dirk Beyer inspiziert die Podeste und der dritte im Team, Raphael Volkmer, beginnt damit, Noten auf die Pulte zu verteilen. Manche sind etwas staubig auf der Rückseite, findet Gregor Beyer und greift zum Lappen – Details im großen Ganzen. Immer alles im Blick und sämtliche Termine auf ihrer Liste hat unsere Orchestermanagerin Sophia Berendt, wie auf dem Foto von unserer Abfahrt in Essen zu sehen ist.

In einen unbekannten Saal kommen die meisten Orchestermitglieder gern etwas früher, suchen in Ruhe ihre Instrumentenkiste, prüfen vielleicht die Stuhlhöhe und beginnen, sich in der neuen Akustik einzuspielen. Ganz besonders wichtig ist das für unsere Solo-Oboistin Michaela Kuntz, die in Schuberts Großer C-Dur Sinfonie ein ausgedehntes berühmtes Solo zu spielen hat – von ihren Vorbereitungen hat sie uns erzählt.

(Klarinettist Norbert Möller verdanken wir das Foto von Michaela Kuntz in intensiver Abstimmung mit unserer 1. Konzertmeisterin Sayako Kusaka vor dem Konzert in Friedrichshafen ebenso wie das Foto unserer Solo-Oboistin mit dem sehr verdienten Blumenstrauss und ihren Flötenkollegen in Erlangen.)

Wunderschöne Kantilenen

„Mir ist wichtig, zu sagen, dass Schuberts Große C-Dur-Sinfonie von allen auf der Bühne ein ganz hohes Maß an Musikalität, Präzision und Ausdauer verlangt. Die Herausforderung ist der Wechsel zwischen Tutti- und Solopassagen – man muss seinen Klangfarbe und Dynamik ganz schnell und flexibel anpassen, der ganze Holzbläsersatz muss dabei sehr gut zusammen agieren. Das bedeutet, wir müssen die Konzentration und Spannung die ganze Zeit sehr hoch halten. Es gibt fast keine Pause, also müssen wir auch unsere Atemtechnik sehr gut anlegen, um in den Soli kurz vor Schluss noch die Kraft zu haben, diese unglaublich groß angelegten, wunderschönen Kantilenen zu gestalten.“

Meeresspiegelchecks & der Trick mit der Ölbahn

„Wir haben in den verschiedenen Städten der Tournee unterschiedliche Luftdruckverhältnisse. Hier in Antwerpen sind wir 8 m über dem Meeresspiegel, in Zürich werden es schon 408 sein und die Luftdruckverhältnisse niedriger als heute. Das hat Auswirkungen auf das Rohr und vor allem auf die Ansprache, den Klang und auch die Intonation. Heute wird sich das Rohr etwas schwer und sperrig anfühlen, aber dafür mehr Klang haben, übermorgen dann heller klingen. Deshalb habe ich einen Auswahl unterschiedlich schwerer Rohre mitgenommen, um flexibel reagieren zu können. Vorher teste ich in jedem Saal die Gegebenheiten.

In Schuberts C-Dur-Sinfonie ist der Ton c ein ganz wichtiger, gerade in den Soli. Das leidige Problem bei der Oboe ist nun aber, dass sich hartnäckig Wasser im c-Tonloch ansammelt. Wir haben kaum Pausen in diesem Stück, können also nicht mal eben durchwischen. Also habe ich schon zu Hause eine Ölbahn gelegt. Dafür wird ein Tropfen Mandelöl dort in die Oboe gegeben, wo sonst das Rohr steckt. Er läuft innen an der Unterseite des Instruments hinab und bildet die Bahn für das Kondenzwasser, das sich vom Atem bildet, so dass es sich nicht im Tonloch absetzt. Wenn es das tut, kommt leider nur ein gurgelndes Etwas aus der Oboe. Das möchte man auf keinen Fall haben!“

Am Abend hat dann alles hervorragend geklappt – das Publikum im ausverkauften Saal hat das Orchester, unseren Cello-Solisten Kian Soltani mit Tschaikowskys charmanten Rokoko-Variationen und unsere Chefdirigentin Joana Mallwitz mit langem begeistertem Applaus gefeiert. Wir bedanken uns herzlich und werden die besondere Atmosphäre in deSingel, das aus Konzertsälen, Theatern und dem Konservatorium von Antwerpen besteht, in bester Erinnerung behalten. Hier noch einige Konzertimpressionen auf und hinter der Bühne von Fotografin Britt Ryckebosch:

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