Werk der Woche – Richard Strauss’ „Ein Heldenleben“

von Konzerthaus Berlin 8. September 2025

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Hornist Timo Steininger © Marco Borggreve

In einem Brief aus der Sommerfrische in den bayerischen Alpen schrieb Richard Strauss im Juli 1898 seiner neuen Tondichtung „von beträchtlicher Länge“ eine Verwandtschaft mit Beethovens „Eroica“ zu. Sein „Heldenleben“, so der Komponist weiter, warte zwar nicht wie diese mit einem Trauermarsch auf, wohl aber mit derselben Tonart, nämlich Es-Dur, und „sehr viel Hörnern, die doch einmal auf Heroismus geaicht [sic] sind.“ 

Der Hornistensohn Strauss hat für das Instrument seines Vaters nicht nur zwei wunderbare Konzerte geschrieben, es ist auch in seinen Orchesterwerken exponiert und üppig besetzt – im „Heldenleben“ spielen acht davon. 

Unsere Horngruppe freut sich deshalb immer auf Wochen, in denen Strauss auf dem Programm steht. So kurz nach der Sommerpause ist das fast wie ein Klassentreffen!

Weil außerdem unter anderem fünf Trompeten, vierfache Holzbläser, ein großer Streicherapparat und eine voll besetzte Schlagzeugsektion vorgesehen sind, muss das Konzerthausorchester etwas zusammenrücken.

Was ein echter Held sein will, der versteckt sich nicht: Unisono in Hörnern und Celli geht es gleich los mit seinem ersten Thema. Wie bekannt aus Epen und Sagen rund um den Globus, gerät er in Streit mit „Widersachern“, findet und gewinnt schließlich eine „Gefährtin“ (zu deren Stimme die Violine unserer 1. Konzertmeisterin Sayako Kusaka wird), kämpft tapfer auf der „Wallstatt“, dem Schlachtfeld, und vollbringt danach allerlei „Friedenswerke“ zum Wohle der Menschheit. Am Ende wählt er „Weltflucht und Vollendung“ in der geistigen Sphäre.

Warum warfen Kritiker dem Komponisten angesichts dieser auf den ersten Blick ebenso archetypischen wie anachronistischen Lebensreise ein „monströses Ego“ vor?

Nun, er geizte nicht mit Anspielungen, dass die kapriziöse „Gefährtin“ im zweiten Satz seiner durchaus divenhaften Gattin entsprach. Deutlicher wird der Bezug in „Die Friedenswerke des Helden“: Hier finden sich geschickt versteckt in der Flut des Materials zahlreiche musikalische Zitate aus großen Werken von Richard Strauss höchstpersönlich. Eine unglaubliche Überheblichkeit, fanden seine Gegner. Deren Laune wurde nicht besser, wenn sie des Helden „Widersacher“ von den Holzbläsern „sehr scharf und spitzig, schnarrend, zischend“ dargestellt hörten, wie die Partitur es forderte. Ein solches Wiedererkennen wiederum mag Strauss sehr gefreut haben.

Mit ihrer Einschätzung von dessen Ego lagen sie allerdings sicher nicht ganz verkehrt: „Ich sehe nicht ein, warum ich keine Sinfonie auf mich selbst machen sollte. Ich finde mich ebenso interessant wie Napoleon oder Alexander,” so der Maestro – möglicherweise mit einem Quentchen Ironie.

Fünf Jahre später dirigierte Richard Strauss in der Carnegie Hall die Uraufführung seiner „Sinfonia domestica“. In riesiger Besetzung entfaltet sich darin fantasievoll orchestriert ein gewöhnlicher Tag im Leben der dreiköpfigen Kleinfamilie Strauss.

Hier geht's zum digitalen Programmheft (in dt. Sprache)

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