20.00 Uhr
Weihnachtskonzert des Georg-Friedrich-Händel-Gymnasiums
Kammermusik des Konzerthausorchesters
Sayako Kusaka Violine
Hitoshi Ooka Violine
Christiane Ulbrich Violine
Avigail Bushakevitz Violine
Ayano Kamei Viola
Ernst-Martin Schmidt Viola
Pei-Yi Wu Viola
Felix Korinth Viola
Andreas Timm Violoncello
Viola Bayer Violoncello
PROGRAMM
Richard Strauss (1864 – 1949)
Streichsextett aus der Oper „Capriccio“
Andante con moto
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Streichquintett g-Moll KV 516
Allegro
Menuetto. Allegretto – Trio
Adagio ma non troppo
Adagio – Allegro
Pause
Johannes Brahms (1833 – 1897) Streichsextett B-Dur op. 18
Allegro ma non troppo
Andante ma moderato
Scherzo. Allegro molto – Animato – Tempo primo
Rondo. Poco allegretto e grazioso
Der überzeugte Traditionalist Johannes Brahms und sein gut dreißig Jahre jüngerer Kollege Richard Strauss – offensiver Vertreter der sogenannten Neudeutschen Schule – standen sich als Antipoden gegenüber. Gemeinsam war ihnen jedoch die tiefe Verehrung von Mozarts Musik. Strauss erlebte darin die „Offenbarung der menschlichen Seele", und Brahms hatte schon als 23-Jähriger geschwärmt: „Ich schwelge in Mozarts Sonaten." Es blieb eine lebenslange Liebe.
Richard Strauss’ letzte Oper war 1942 „Capriccio“. Ein ungewohnt durchsichtiger und kammermusikalischer Einakter des fast achtzigjährigen Komponisten, sein Abschied von der Gattung. Man merkt dem ins Rokoko verpflanzten, unbekümmerten „Konversationsstück für Musik“ seine furchtbare Entstehungszeit nicht an. Ungeachtet aller Kriegsereignisse wird temperamentvoll diskutiert, wem in der Oper der Vorrang gebührt: Sprache oder Musik. Das Streichsextett, auch als Bühnenmusik in die Handlung eingeflochten, führt als eine Art Ouvertüre ebenso feinsinnig wie klangprächtig in das Spiel hinein: Eine kunstliebende Gräfin wird von einem Komponisten und einem Dichter gleichermaßen geliebt. Beide glauben, sie würde sich für denjenigen entscheiden, dessen Kunst sie bevorzugt. Doch Strauss und die Gräfin lassen die Frage nach dem Wort-Ton-Verhältnis unbeantwortet.
Strauss’ späte Verneigung vor der Kammermusik – bei aller Durchhörbarkeit bietet die Sextettbesetzung natürlich eine größere Klangfülle als beispielsweise ein Quartett – fasziniert von den schmeichlerischen Phrasen der weitgespannten Exposition an mit Stimmverschränkungen und Entgegensetzungen: Berückende spätromantische Abgeklärtheit, feingesponnene Polyphonie, lyrische Klanggebilde.
Eine losgelöste Aufführung des Stücks ist seit seiner Entstehung durchaus üblich. Schon Strauss hatte es Monate vor der Opernpremiere spielen lassen – damals vor einem Nazi-Gauleiter, dessen Sympathien er dringend für seinen mit einer Halbjüdin verheirateten Sohn brauchte. So kommt das Zeitgeschehen, gewissermaßen durch die Hintertür, doch noch ins Spiel.
Als 1787 Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquintett KV 516 entstand, lebte er seit sechs Jahren in Wien – als freier Künstler und ständig bemüht, die wachsende Familie mit Konzerten und Unterricht durchzubringen. Vermutlich waren Geldsorgen auch dafür verantwortlich, dass er die Arbeit am „Don Giovanni“ unterbrach, um die beiden Streichquintette in C-Dur und g-Moll zu schreiben. Ironie des Schicksals: Zunächst waren die Quintette nichts weniger als einträglich. Die Gattung hatte es anfänglich beim Publikum, den Ausführenden und Verlegern nicht leicht. Heutzutage gehören Mozarts sechs Quintette, die jeweils die Bratsche verdoppeln, zum Kostbarsten, was die Kammermusik hervorgebracht hat. Während er bei den Streichquartetten Haydn als großen Vorstreiter sah, bewegte er sich bei den Quintetten freier.
KV 516 hebt mit einem strengen und herben Sonatensatz an, der die Möglichkeiten der Stimmführung auslotet. Das folgende Menuett wirkt aggressiv, seine Melodiebögen werden durch Akkorde zerrissen. Einen kleinen Lichtblick gestattet sich nur die Erste Violine. Im folgenden Adagio kommt das Quintett zur Ruhe. Die Instrumente spielen „con sordino“, also gedämpft. Das Finale beginnt langsam, bevor sich doch vorsichtige Fröhlichkeit zu einem beschwingten Ausklang steigert.
Die fast zeitgleich entstandenen Quintette in C-Dur und g-Moll, die wie ein Gegensatzpaar anmuten, wurden in ungewöhnlich emotionaler Weise kommentiert, wobei die Besprechungen des zweiten Stücks immer wieder zu Begriffen wie Resignation, Düsterkeit, Einsamkeit, Schmerz, Fatalismus, Trotz greifen. Bei aller Problematik außermusikalischer Deutungen kann man dem Musikwissenschaftler Rudolf Gerber folgen, der darin ein „Bekenntniswerk höchstpersönlicher Art“ sah.
1857 ging Johannes Brahms in das kleine Fürstentum Detmold, wo er als Chorleiter und Klavierlehrer gut lebte und Kontakte pflegte, so zu Otto Julius Grimm, einem Freund aus seinen ersten Düsseldorfer Tagen und nun Musikdirektor und Chorleiter im nahen Göttingen. Sein erstes Streichsextett in B-Dur, 1859 in Detmold begonnen, schickte er an diesen, der daraufhin schrieb: „Der erste Sextettsatz steigt einem sofort in die Kehle, bis er einem den Atem versetzt und flutet mit seinen ruhigen Wogen unwiderstehlich höher und höher. Wie kannst Du nur so schöne Durchführungen machen und in so herrlicher Steigerung auf den Anfang zurückleiten...“
Auch wenn vor ihm Boccherini und Spohr schon Streichsextette komponiert hatten, kann Brahms als der eigentliche Begründer der Gattung gesehen werden. Warum er diese Besetzung gewählt hat, ob er die Vorgängerwerke kannte, weiß man nicht. Vielleicht hat seine große Scheu vor der Königsgattung Streichquartett eine Rolle gespielt. Ganz sicher aber ist Opus 18 – das erste Kammermusikstück ohne „sein“ Klavier als Ausgangspunkt – viel mehr als eine Fingerübung. Ganz unbelastet konnte Brahms aus dem Vollen schöpfen. Schon am 20. Oktober 1860 gab es eine erste Aufführung, der ein reger Briefwechsel mit dem Geiger Joseph Joachim gerade über den Schlusssatz vorausgegangen war. „Ich dachte nicht, dass alles so fix ginge und hatte Angst vor dem langen sentimentalen Stück“ – mit diesen Worten sagte Brahms ihm schließlich die Premiere in Hannover zu. Clara Schumann schrieb danach in ihr Tagebuch: „Es war über meine Erwartung schön ...“
ist Erste Konzertmeisterin des Konzerthausorchesters Berlin. Sie wurde in Ashiya (Japan) geboren, studierte in Tokio bei Takashi Shimizu, in den USA bei Eduard Schmieder sowie in Freiburg im Breisgau bei Rainer Kußmaul. Seit 2008 ist sie Mitglied im Konzerthausorchester. Sie ist Primaria im Konzerthaus Quartett und Künstlerische Leiterin des Konzerthaus Kammerorchesters. Die Geigerin ist Gewinnerin und Preisträgerin zahlreicher internationaler Wettbewerbe (darunter Rodolfo-Lipizer-Violinwettbewerb, Paganini-Wettbewerb, Sibelius-Violinwettbewerb, Michelangelo Abbado International Violin Competition, Idemitsu Music Prize). Als Solistin und Kammermusikerin konzertiert sie in Europa, Japan und den USA. Seit 2013 ist Sayako Kusaka „Special Guest“-Konzertmeisterin des Yomiuri Nippon Symphony Orchestra in Tokio. Seit 2021 leitet sie das „Ashiya International Music Festival“.
wurde im japanischen Osaka geboren und hat in seiner Heimatstadt bei Machie Oguri, in Nürnberg bei Daniel Gaede sowie an der UdK bei Latica Honda-Rosenberg studiert. Der Preisträger verschiedener Wettbewerbe war 2014/15 Stellvertretender Stimmführer der Zweiten Geigen im Staatsorchester Rheinische Philharmonie und seit 2015 Mitglied der Ersten Geigen im Beethoven Orchester Bonn. Er ist Mitglied im Quartet Miotsukushi und seit Januar 2025 in der Probezeit bei unseren Ersten Violinen.
studierte in ihrer Heimatstadt Dresden und war vor Eintritt ins Konzerthausorchester Berlin 1986 mehrere Jahre Erste Konzertmeisterin in Riesa. Sie spielte in verschiedenen Berliner Kammerorchestern, ist Gründungsmitglied des Mozart-Trio Berlin und Mitglied im Konzerthaus Kammerorchester.
wurde in Israel geboren und ist in Südafrika aufgewachsen. Sie studierte an der New Yorker Juilliard School bei Sylvia Rosenberg, anschließend in Tel Aviv sowie schließlich in Berlin bei Ulf Wallin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler. Seit 2014 ist sie Mitglied im Konzerthausorchester Berlin. Am Konzerthaus spielt sie außerdem im Franz Trio und im Konzerthaus Kammerorchester. Sie gewann Violinwettbewerbe in Israel, Spanien und Südafrika und tritt als Solistin regelmäßig mit allen großen Sinfonieorchestern Südafrikas auf. Als Kammermusikerin konzertiert sie unter anderem in Duoprogrammen mit ihrem Bruder, dem Pianisten Ammiel Bushakevitz.
wurde im japanischen Nagoya geboren. Sie studierte am Toho Gakuen College Geige und wechselte im vierten Studienjahr zur Bratsche. Seit 2019 ist die Stellvertretende Solo-Bratscherin Mitglied im Konzerthausorchester Berlin, außerdem spielt sie im Konzerthaus Kammerorchester. Die Preisträgerin mehrerer nationaler Wettbewerbe spielte unter anderem unter Leitung von Seiji Ozawa als Solistin mit verschiedenen japanischen Orchestern. Als Kammermusikerin war sie beispielsweise bei den International Sejong Soloists (NY), beim Aspen und beim Affinis Music Festival sowie den Dresdener Musikfestspielen zu Gast.
studierte in seiner Heimatstadt Berlin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler bei Gerhard Riedel und Walter Küssner und war Stipendiat der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker. Seit 2005 ist er Mitglied des Konzerthausorchesters Berlin. Außerdem spielt er am Konzerthaus im Franz Trio und im Konzerthaus Kammerorchester. Ernst-Martin Schmidt hat mit den Berliner Barocksolisten musiziert und tritt als passionierter Kammermusiker vor allem in verschiedenen Duo- und Triobesetzungen im In- und Ausland auf.
wurde in Taiwan geboren und studierte in Taipei sowie an der Berliner Universität der Künste bei Ulrich Knörzer und in Detmold bei Diemut Poppen. Seit 2009 ist sie Mitglied des Konzerthausorchesters Berlin, außerdem spielt sie im Konzerthaus Kammerorchester. In ihrer Heimat Taiwan gewann sie nationale Wettbewerbe und war Stipendiatin der Yamaha-Stiftung. Als Solistin trat sie unter anderem im Brahmssaal des Musikvereins in Wien und mit einem Solo-Recital im Musikinstrumenten-Museum Berlin auf.
studierte in seiner Heimatstadt Berlin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler bei Gerhard Riedel. Seit 2005 ist er Mitglied im Konzerthausorchester Berlin, außerdem spielt er im Konzerthaus Kammerorchester. Der passionierte Kammermusiker tritt regelmäßig in verschiedenen Besetzungen auf. Als Akademiebauftragter betreut Felix Korinth die Stipendiat*innen der Kurt-Sanderling-Akademie des Konzerthausorchesters.
studierte in seiner Heimatstadt Leipzig, in Lübeck sowie bei Gustav Rivinius in Saarbrücken. Seit 2002 ist er Stellvertretender Solo-Cellist im Konzerthausorchester Berlin, außerdem musiziert er im Horenstein Ensemble und im Konzerthaus Kammerorchester. Der Preisträger nationaler und internationaler Wettbewerbe war Stipendiat der Deutschen Stiftung Musikleben. Als Kammermusiker spielt er unter anderem mit dem Gewandhausquartett sowie im Ensemble Leipzig-Berlin und ist regelmäßig bei Festivals zu Gast, etwa in Nancy, Luzern und Echternach, beim Schumann-Festival in Zwickau oder beim Tokio String Festival.
wurde in Kaiserslautern geboren. Sie studierte in Saarbrücken, Köln und Düsseldorf. Seit 2001 ist sie Mitglied des Konzerthausorchesters Berlin, außerdem spielt sie im Konzerthaus Kammerorchester. Viola Bayer war Stipendiatin der Stiftung „Villa Musica“ und spielt als passionierte Kammermusikerin in verschiedenen Besetzungen mit.
Was war da los? Unsere KHO-Musikerinnen und Musiker erzählen, wie es zu einem Schnappschuss vor dem Konzert kam – dieses Mal mit Geigerin Avigail Bushakevitz und Garderobe 043.