KHO meets Japan #3 – Haikus & Heimat

von Annette Zerpner 13. Mai 2023

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Weiter geht es mit “Found in Translation”, unseren schönen japanischen Begriffen, die sich nicht mit einem Wort ins Deutsche übersetzen lassen: Solo-Cellist Friedemann Ludwig hat sein Begriff zu einem Ausflug in die japanische Dichtkunst inspiriert.

Und Bratscherin Ayano Kamei erzählt uns etwas über die Sehnsucht nach Heimat und wo sie sie gefunden hat.

3.

kawaakari 川明かり

Schimmern eines Flusses im Mondlicht

Beim Blick auf unsere Wortliste kamen Friedemann Ludwig ernsthaft Zweifel: „Ich glaube, ich habe in Japan noch nie den Mond schimmern gesehen – schon gar nicht auf einem Fluss!“ Aus dem Mund eines Japan-Tour-Erfahrenen wie Friedemann nehmen wir das natürlich besonders ernst. Gibt es den poetischen Moment kawaakari im heutigen Japan der neonerfüllten Straßenfluchten und zugebauten Landschaften?

Unser Solo-Cellist hat ihn tatsächlich gefunden –  im Buchladen. „Da hab ich mir ein dickes Buch mit Haiku-Übersetzungen gekauft und diese Sprache und den Bezug zur Natur ganz stark wiedergefunden.“

Ihn fasziniert, dass diese Gedichte teilweise Gemeinschaftswerke sind, für die sich Gruppen befreundeter Dichter nach bestimmten Regeln Zeilen zuwarfen: „Gemeinsam ein Kunstwerk zu schaffen, ist doch etwas sehr Schönes! Auf andere Weise machen wir das, wenn wir gemeinsam eine Sinfonie spielen - es gibt Regeln und es gibt Freiheiten.“ Heute ist das zu hören, wenn wir Brahms‘ erste Sinfonie  in Fukuoka spielen.

PS: Ein kleines bisschen Mond hat Friedemann doch im Garten unseres Hotelgartens schimmern sehen – mit etwas Phantasie auch im kleinen künstlichen Weiher.

Haikus auf Reiseflughöhe

„Der alte Weiher:

Ein Frosch, der grad hineinspringt –

Des Wassers Platschen.“

Matsuo Basho (1644 – 94)

 

4.

furusato 古里

etwas, wonach man sich sehnt, Heimat – auch im übertragenen Sinn

Unsere Stellvertretende Solo-Bratscherin Ayano Kamei spielt seit 2014 in Deutschland. Als ihr erstes Orchester aus dem Süden der Republik zum Gastspiel nach Berlin kam, war da plötzlich ein neues Gefühl: „Es hat mir dort sofort gefallen. Vorher war es schwierig für mich, ich habe mein Familie sehr vermisst und meine Sprache. Aber die Vorstellung, vielleicht in Berlin leben zu können, hat mir geholfen.“

Dieses Sehnsucht erfüllte sich 2019 – da hat Aya ihr Probespiel bei uns gewonnen. Auf die Frage, was ihr gegen Heimweh geholfen hat, fallen Ayano sofort zwei Sachen ein: „Musik ist immer meine Heimat. Und ich habe meine zwei kleinen Hunde aus Japan mitgebracht. Hier ist viel Platz, und sie konnten ohne Leine miteinander im Grünen herumrennen. Sie waren glücklich und ich auch. Heute ist Berlin wirklich eine Heimat. Selbst auf japanisches Essen muss ich nicht verzichten.“ Morgen spielen wir unser Abschlusskonzert mit Brahms' Vierter in Ayanos alter Heimatstadt Nagoya

No cat content … aber kleine Hunde sehen wir hier  überall!

Fotos: Ralf Forster (Titel, Hündchen); Norbert Möller (Friedemann Ludwig mit Fluglektüre)

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