Werk der Woche – Till Eulenspiegels lustige Streiche

von Konzerthaus Berlin 5. November 2023

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Joana Mallwitz © Marco Borggreve

Ewiger Schalk, genial instrumentiert – Richard Strauss' Sinfonische Dichtung treibt seinen Helden musikalisch durch ein Höhen und Tiefen durchmessendes Narrenleben.

Ob Weltschau eines Priester-Philosophen, intime Einblicke ins eigene Privatleben, Alpenwanderung oder Abenteuer und Bewährungsproben sagenhafter Gestalten – Richard Strauss vertonte ungemein gern außermusikalische Inhalte. Mit gut 15 Minuten eine der kürzesten und mit Sicherheit eine der beliebtesten seiner „Sinfonischen Dichtungen“ schrieb er über Till Eulenspiegel, den umherziehenden Vogelfreien und bauernschlauen Schalk der mittelalterlich-frühneuzeitlichen Volksüberlieferung, der alle Stände an der Nase herumführt, bis es ihm vor sich selber graust. Aber er kann’s nicht lassen und endet prompt am Galgen.

Musiziert wird diese unterhaltsame episodische „Outlaw“-Biographie seit 1895 von einem ordentlich großen Sinfonieorchester, ganz wie man’s von Richard Strauss erwartet. Und weil der Komponist schließlich doch noch eine Art Leitfaden in Stichpunkten beigegeben hat, der in jedem Programmheft abgedruckt wird, wissen wir sogar genau, wie es klingt, wenn Tills große Zehe unter einer Mönchskutte hervorragt, die er sich für die donnernde Karikatur einer Moralpredigt „ausgeborgt“ hat.

Eulenspiegels nie ganz zu fassender Charakter springt uns aus dem steigenden und fallenden Thema des Solo-Horns an, dessen Schwerpunkt sich von Takt zu Takt raffiniert verschiebt und uns dadurch die Orientierung nimmt. Die Klarinetten, insbesondere die hohe D-Klarinette mit ihrer besonderen Klangfarbe, sorgen mit einem zweiten Eulenspiegel-Thema für Spott und Gelächter selbst am Abgrund. „Man hat gute Lust, lauthals rauszulachen oder todtraurig loszuheulen. [...] Das alles sagt nichts dagegen, dass das Stück geniale Züge besitzt, vor allem eine außerordentliche Sicherheit in der Orchesterbehandlung und eine unbändige Bewegung, die uns von Anfang bis Ende mitreißt und zwingt, alle Streiche des Helden mitzuerleben,“ zollt Kollege Claude Debussy dem Strauss'schen Eulenspiegel Bewunderung.

„Historische Dokumente, die Till Eulenspiegels Existenz belegen, gibt es nicht – allerdings wurde sein Ableben in Hermann Botes ‚Weltchronik‘ gegen Ende des 15. Jahrhunderts verzeichnet,“ beantwortet die Website „Abenteuer Klassik“ die oft gestellt Frage nach dem historischen Kern der Eulenspiegel-Figur. Wenn man überschlägt, dass die Volksüberlieferung einen gewissen Dyl Ulenspegel um 1300 im niedersächsischen Kneitlingen das Licht der Welt erblicken lässt, wurde ihm zumindest ein durchaus langes Leben gegönnt. Für Richard Strauss aber war er sowieso unsterblich, wie er mit den letzten Takten zu verstehen gibt.

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