20.00 Uhr
Erinys Quartet
Edwar Elgar hat die Stimmung seinen Cellokonzerts als „Lebensgefühl“ beschrieben. Als er es 1919 schrieb, war seine Stimmung melancholisch bis düster. Intensive Sehnsucht nach der edwardianischen, als glücklich empfundenen Vorkriegsepoche, der Eindruck der Schlachten des Ersten Weltkriegs, persönliche Verluste im Freundeskreis durch Krieg und Krankheit und eigene gesundheitliche Sorgen prägten sie. Die Partitur endet mit „Finis. R.I.P.“. In den letzten 15 Jahren seines Lebens schrieb er nichts annähernd Vergleichbares. Sein Cellokonzert wird in Anlehnung an den griechischen Mythos vom herrlichen letzten Lied der Schwäne auch schon mal Elgars „Schwanengesang“ genannt.
„Nobilmente“ steht über den fünf Eröffnungstakten – ein Beginn, der als „Signet“ (M. Schwalb) im Laufe des Konzerts immer wieder auftaucht und das Konzert „durchwebt“. Dieser Gestus kommt auch Alexander Kahl aus unserer Cello-Stimmgruppe sofort in den Sinn.
„Es ist ein wunderbares Stück – sehr melancholisch, mit einem tiefen, starken Ausdruck und sehr dankbar zu spielen. Mich hat es im Leben über weite Strecken begleitet, ich habe sowohl die Aufnahmeprüfung zur Musikhochschule als auch das Probespiel zur Jungen Deutschen Philharmonie damit bestanden. Obwohl ich es selbst sehr viel gespielt habe, verbinde ich damit immer die legendäre Aufnahme von Jacqueline du Pré, an der sich für mich bis heute jeder messen lassen muss. Es gibt davon übrigens auch eine sehr berührende Filmaufnahme. Das Konzert hat einen ganz ungewöhnlichen Aufbau. Es fängt mit dem langsamen Satz an, dann kommt der virtuose Satz, der vom Charakter her etwas aus dem Zusammenhang herausfällt, ein weiterer langsamer Satz und der schnelle Schlußsatz, in dem es wieder eine längere Adagio-Passage gibt. Neben Schumann und Dvořák ist es inzwischen als romantisches Konzert fest im Repertoire, und ich schätze es sehr – vor allem im Herbst (aber natürlich auch im Sommer ☀️) (lacht).“
Auch unser Programmheft-Autor Jens Schubbe denkt bei Elgars Konzert insbesondere im zweiten Satz sofort an die große Cellistin du Pré – und stellt im Finale eine Verbindung zum bekanntesten Werk des Komponisten her:
„Das Adagio entfaltet einen ungemein beseelten, ganz aus dem Geist des Soloinstruments geborenen Gesang: ,Es ist wie das Destillat einer Träne‘, meinte die Cellistin und Elgar-Interpretin Jaqueline du Pré treffend. Das Finale schließlich greift sinfonisch aus. Wie ein Schatten der ,Pomp and Circumstance‘-Herrlichkeit wirkt sein Hauptthema (...).“