20.00 Uhr
Weihnachtskonzert des Georg-Friedrich-Händel-Gymnasiums
Fünf Fragen an Juliane Roever, Gründerin und Leiterin des Jungen Kammerchor Berlin, der am 23. November als einer von vier Amateurchören zu unserem Chorfest Boulanger eingeladen ist.
Im Hinblick auf unseren Chor kann ich sagen: Es bedeutet ihnen sehr, sehr viel, denn sie räumen ihm neben Beruf oder Studium eine hohe Priorität in ihrem Leben ein. Sie proben in ihrer Freizeit an einem Abend in der Woche und kommen für zusätzliche Proben und Konzerte an Wochenenden zusammen. Ein ambitionierter Chor wie unserer fordert eine hohe Verbindlichkeit, damit am Ende alle mit dem musikalischen Ergebnis glücklich sind. Ich frage vor Beginn ab, wer sich für die kommende Probenphase zum Mitsingen verpflichtet. Dass beruflich oder privat etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommt, lässt sich natürlich nie ausschließen. Deshalb haben wir 40 Sängerinnen und Sänger im Jungen Kammerchor Berlin, von denen acht pro Stimme, also gut 30, ein Konzert singen.
Ein Chor bedeutet Gemeinschaft: Es gibt enge Freundschaften, es gibt Beziehungen und bei uns auf jeden Fall einen lebhaften „interdisziplinären“ Austausch: Wir sind ein recht akademisch geprägter Chor, in dem aber ganz unterschiedliche Berufsrichtungen vertreten sind. Alle genießen es, unter sehr netten, interessanten Leuten zu sein und zusammen dieses gemeinsame Hobby zu pflegen. Es freut mich immer, wenn ich höre, dass neue Mitglieder herzlich aufgenommen werden und sich schnell bei uns wohl fühlen. Zweimal im Jahr haben wir außerhalb Berlins ein intensives Probenwochenende. Das ist ein sehr bereichernder Teil des Chorlebens, weil man viel Zeit miteinander verbringt. Und wir haben begonnen, alle zwei Jahre auf Konzertreisen Partnerchöre zu besuchen, mit denen wir gemeinsam Konzerte gestalten. Gerade waren wir in Prag und Wien.
Ich kenne die meisten der anderen Chöre – wir befinden uns in sehr gut ausgewählter Gesellschaft! Es ist musikalisch immer unglaublich interessant, die anderen zu hören, gerade weil wir uns teilweise sehr ähnlich sind. Mit dem Collegium Musicum sind wir zum Beispiel schon mehrfach gemeinsam aufgetreten. Man lernt neues Repertoire und die unterschiedlichen Herangehensweisen der jeweiligen Dirigentinnen und Dirigenten kennen. Wir genießen es immer besonders, mit anderen Chören aufzutreten, weil es den eigenen Horizont erweitert. Wir haben uns auf jeden Fall sehr über die Einladung ins Konzerthaus gefreut.
Wir haben vor drei Jahren tatsächlich schon zwei Boulanger-Stücke gesungen. Wenn es um komponierende Frauen geht, findet man die Schwestern sehr häufig, aber bei frei zusammengestellten Konzertprogrammen noch nicht so oft. Wenn man nach Werken von Komponistinnen sucht, denken viele an Lili Boulanger. Bei meiner Programmgestaltung habe ich jetzt explizit auch Schüler von Nadia Boulanger dazu genommen.
Neben einer sehr nuancierten Klangsprache besitzen ihre Werke eine facettenreiche impressionistische Harmonik. Ich finde, dass sie im Vergleich mit ihren männlichen Kollegen klar anders klingt: Man merkt ihren Chorstücken an, wie sehr sie aus dem Liedschaffen kommt. Ich habe immer das Gefühl, wir singen eigentlich ein Kunstlied, weil die Rolle des Klaviers so wichtig ist. Außerdem werden die Stimmgruppen häufig solistisch eingesetzt. Das ist meiner Ansicht nach typisch für Lili Boulanger.