7 Fragen an Tobias Rempe

von Konzerthaus Berlin 22. Mai 2024

Teilen

Was bedeutet Ihnen Berlin?

Ich habe hier mit meiner Frau gelebt, mein Sohn ist hier geboren. Berlin ist eine Stadt großer Möglichkeiten und unglaublicher kreativer Vielfalt. Ihre lebendige internationale Atmosphäre ist eine große Inspiration für mich. Deshalb freue ich mich sehr, nach fast 20 Jahren hierher zurückzukehren, und diese Kulturmetropole mitgestalten zu können.

Was hat für Sie den Ausschlag gegeben, sich auf die Intendanz von Konzerthaus und Konzerthausorchester zu bewerben?

Ich habe das Konzerthaus und seine Entwicklung immer mit großem Interesse und Faszination verfolgt. Ich habe das Gefühl, dass meine Motivation, klassische Musik mit einer Stadt und ihrem gegenwärtigen Leben zu verknüpfen, gut mit den Möglichkeiten und der Geschichte von Haus und Orchester zusammenpasst.

Welche Erfahrungen und Momente in Ihrer Laufbahn waren für Ihre persönliche Geschichte besonders wichtig?

Sehr prägend war sicher meine Zeit als Geiger in der Jungen Deutschen Philharmonie. Die Highlight-Projekte dort – Peter Eötvös mit „Der wunderbare Mandarin“ von Bartók! – haben mir gezeigt, was in einem Sinfonieorchester möglich ist. Dieser transformative Einfluss von Musik hat mich zutiefst beeinflusst. Er hat uns damals zur Gründung des Ensemble Resonanz geführt und war immer zentral für meine Begeisterung, als Musiker wie als Manager. Die Energie und die Visionen des Ensemble Resonanz haben mich dann dazu gebracht, die Kraft der Musik in einer sich neu definierenden Stadt wie Hamburg in Kooperationen und an neuen Orten zu erkunden.

Warum haben Sie sich entschieden, die Geige beruflich an den Nagel zu hängen und ganz ins Management zu wechseln?

Das war rückblickend gar kein so großer Bruch. Der Übergang ins Management war für mich eher eine natürliche Evolution meiner Rolle innerhalb des Ensemble Resonanz. Schon als Musiker war ich stark in Planung und strategische Entscheidungen involviert. Der „Seitenwechsel“ formalisierte meine bestehende Beteiligung und übertrug mir die Verantwortung – was ich bald als großes Geschenk empfand.

Spielen Sie noch Geige?

(lacht) Gelegentlich, vielleicht zwei bis dreimal im Jahr, hauptsächlich bei familiären Anlässen. Wenn es dazu kommt, spiele ich immer noch sehr gerne.

Tobias Rempe

„Das bedeutet auch, noch mehr die Hand auszustrecken in Richtung der vielen freien Musikszenen der Stadt und deren Publikum, es gibt unglaubliche musikalische Vielfalt in Berlin.“

Welche Visionen haben Sie für das Konzerthaus Berlin?

Das Konzerthaus zeichnet sich in meinen Augen durch eine intelligente Nutzung seines Standorts und seiner Ressourcen aus. Ich sehe eine großartige Chance, das Haus und sein Orchester noch stärker als zentrale Institution für klassische Musik aller Berlinerinnen und Berliner zu positionieren. Wir müssen uns dafür aktiv mit der Vielfalt der Stadt auseinandersetzen und dürfen nicht nur am Gendarmenmarkt warten, dass die Menschen zu uns kommen. Auch wir müssen zuhören, wir müssen dazulernen, uns bewegen und durch direkte Interaktion und Kooperationen noch präsenter und relevanter werden. Das bedeutet auch, noch mehr die Hand auszustrecken in Richtung der vielen freien Musikszenen der Stadt und deren Publikum, es gibt eine unglaubliche musikalische Vielfalt in Berlin. Diesen Weg will ich mit dem gesamten Konzerthausteam gehen – mit Joana Mallwitz, dem Orchester, mit Janina Paul und allen Mitarbeitenden. Darauf freue ich mich.

„Auch wir müssen zuhören!“

Wie wichtig ist Ihnen Musikvermittlung?

Die Vermittlung dessen, was wir tun, ist keine Sparte im Programm und keine Einzelverantwortung im Team. Sie ist ein zentraler Aspekt unserer Arbeit. Es geht darum, von der ersten Programm- oder Projektidee das Spannungsfeld mitzugestalten, in dem die Musik Wirkung entfalten kann: Publikum, Programm, Format, Ort, Erzählung, Kommunikation. Wie können wir Musik erlebbar machen und zum Entdecken anregen, wie die Menschen erreichen. Man könnte auch sagen: Vermittlung ist für mich alles – das gesamte Erlebnis.

„Ein Publikum, das aktiv teilnimmt und seine Energie dem Konzerterlebnis beisteuert. Das ist das Schönste.“

Was möchten Sie vorab gern dem Konzerthauspublikum zurufen?

Hierzu fällt mir ein Zitat von Nikolaus Harnoncourt ein, der sagte: „Die perfekte Interpretation entsteht genau an der Grenze zwischen Risiko und Chaos.“ Das ist fantastisch zugespitzt und man könnte es auf vieles übertragen, er zeichnet ein Bild von Sicherheit und Sensation als konkurrierende Ziele. In diesem Sinne möchte ich mit den Menschen die richtige Balance suchen. Ich freue mich auf ein Berliner Publikum, das die Musik liebt, und neugierig und offen ist, sich auch auf neue musikalische Erfahrungen einzulassen. Ein Publikum, das aktiv teilnimmt und seine Energie dem Konzerterlebnis beisteuert. Das ist das Schönste.

Zur Person

Tobias Rempe, der seine musikalische Laufbahn als Geiger begann, war zuletzt Künstlerischer Manager und Geschäftsführer des Ensemble Resonanz. Er bringt eine beeindruckende Kombination aus künstlerischer Vision und Managementkompetenz mit. Unter seiner Führung etablierte sich das Ensemble Resonanz als Residenzensemble der Elbphilharmonie und internationales Modellprojekt für die Vermittlung klassischer Musik in der Stadtgesellschaft. Er eröffnete mit dem Ensemble den resonanzraum St. Pauli und entwickelte mit den Musiker*innen zahlreiche neue Formate, die ihn als zukunftsorientierten Kulturmanager und Konzertgestalter auszeichnen. Im April 2024 wurde dem Ensemble die Johannes-Brahms-Medaille der Freien und Hansestadt Hamburg verliehen.

Weiterleitung

Für diese Veranstaltung erhalten Sie Tickets nicht über unseren Webshop. Sie werden daher auf eine externe Seite des Veranstalters weitergeleitet. Falls Sie Buchungen auf konzerthaus.de nicht abgeschlossen haben, verfallen diese nach 20 Minuten.

Abbrechen