15.00 Uhr
Expeditionskonzert mit Joana Mallwitz
Kammerensemble des Konzerthausorchesters Berlin
Yuan Yu Flöte
Szilvia Pápai Oboe
Ralf Forster Klarinette
Norbert Möller Klarinette und Bassklarinette
Bastian Spier Horn
Luka Mitev Fagott
Avigail Bushakevitz Violine
Ayano Kamei Viola
Viola Bayer Violoncello
Stephan Petzold Kontrabass
Gioacchino Rossini (1792 – 1868)
Quartett für Flöte, Klarinette, Horn und Fagott F-Dur, nach der Streichersonate Nr. 1 G-Dur für Bläserquartett bearbeitet von Friedrich Berr
Moderato
Andantino
Allegro
Leoš Janáček (1854 – 1928)
„Mládi“ (Jugend) – Suite für Bläsersextett
Allegro
Andante sostenuto
Allegro
Con moto
PAUSE
Johannes Brahms (1833 – 1897)
Serenade D-Dur op. 11, als Urfassung für Nonett rekonstruiert von Jorge Rotter
Allegro molto
Scherzo. Allegro non troppo
Adagio non troppo
Menuetto I und II
Scherzo. Allegro
Rondo. Allegro
Mit seinen Opern hat Gioacchino Rossini die musikliebende Welt bekanntlich in einen wahren Taumel versetzt, aber auch die rein instrumentalen Werke zeigen den unverwechselbaren Komponisten als leidenschaftlich-überschwänglichen wie heiter-kantablen Melodiker.
Im Sommer 1804 zog der Zwölfjährige mit seinen Eltern in die Gegend von Ravenna. Im nahegelegenen Dorf Conventello komponierte er für einen Grundbesitzer und Kaufherren seine sechs Streichersonaten, von denen heute die erste erklingt. Die erste Aufführung der Stücke beschrieb Rossini später einmal: „Erste Violine, zweite Violine, Cello und Kontrabass für sechs grauenerregende Sonaten, die ich im Landhaus meines Freundes und Gönners Agostino Triossi bei Ravenna äußerst jung an Jahren und ohne eine einzige Unterrichtsstunde im Generalbass verfasst habe. Sie wurden alle in drei Tagen komponiert und sehr hundsmäßig gespielt ...“
Welche Qualität diese Premiere auch gehabt haben mag – die sechs Streichersonaten des Halbwüchsigen sind unbestreitbar kleine Meisterwerke, die dem großen Maestro alle Ehre machen. Ein Zeichen dafür, dass er sich dessen durchaus bewusst war und das Zitat vielleicht doch sehr viel Koketterie enthält, ist, dass er die Sonaten zwanzig Jahre später in Druck gab. Möglicherweise hatte er die unterhaltsamen Erstlinge später überarbeitet und bei der Entstehungslegende bezüglich seines Alters etwas gemogelt, aber es sind in jedem Fall seine frühesten erhaltenen Kompositionen. Die ungewöhnliche Ur-Besetzung ergab sich aus den anwesenden Instrumentalisten, und ganz hörbar waren bei dem jugendlichen Compositeur zwar keine Lektionen, aber doch ein autodidaktisches Studium der Divertimenti Haydns und Mozarts vorausgegangen. 1828 arrangierte der Klarinettist und Komponist Friedrich Berr, ein Freund Rossinis, die Stücke für Bläserquartett.
Leoš Janáčeks Suite für Bläsersextett war ein Geschenk zum 70. Geburtstag, das er sich selbst machte. Wie der Titel „Mládi“ (Jugend) verrät, gehen Blick und Gedanken des tschechischen Komponisten darin zurück. Der anstehende Geburtstag und eine geplante Festschrift seines Freundes, Übersetzers und Biographen Max Brod hatten ihn dazu gebracht, in alten Papieren zu stöbern und so Erinnerungen heraufbeschworen, die er in den vier Sätzen zum Klingen brachte.
Der in Brno geborene Janáček ist als Opernkomponist von Werken wie „Jenufa“ oder „Das schlaue Füchslein“ bekannt, hier hatte er gewissermaßen deklamierende „Sprechmelodien“ verwendet, wie sie uns im ersten Satz der Suite wieder begegnen: Der startet mit dem volkstümlichen Ausruf „Mládi, sláte Mládi (Jugend, goldne Jugend) und mündet in ein fröhlich-übermütiges Rondo, Klänge einer unbeschwerten Kinderzeit. Dass nicht nur Sonnenschein herrschte, lässt das folgende Andante sostenuto hörbar werden – möglicherweise Erinnerung an die Schuljahre im strengen wie herzlosen Augustinerkloster. Auch der Tod des Vaters überschattete diese Zeit. Im dritten Satz kehrt mit dem „Marsch der Blaukehlchen“ – die blauen Uniformen der klösterlichen Chorknaben standen Pate – die Heiterkeit zurück. Im Con moto-Finale schlägt Janáček dann den Bogen zum vergnügten Kopfsatz, indem er dessen Themen wieder aufnimmt.
Übrigens war der von der Kritik als „ewig junger alter Mann aus Brno“ betitelte Komponist mit der Uraufführung seines Sextetts im Oktober 1924 durch sechs Professoren des Konservatoriums, die von verschiedenen äußeren Misslichkeiten getrübt wurde, höchst unzufrieden. Erst die Aufführung im Folgemonat in Prag wurde Sextett und Tonsetzer gerecht.
1853 war in der „Neuen Zeitschrift für Musik“ der begeisterte Artikel Robert Schumanns erschienen, der den 20jährigen Brahms als einen beschreibt, „an dessen Wiege Grazien und Helden Wache hielten“. 1857 ging der junge Komponist zuerst als fürstlicher Klavierlehrer und Chorleiter in das kleine Fürstentum Detmold. Hier entstanden – für die Abonnementskonzerte im Residenztheater – seine beiden Orchesterserenaden. Sein Freund und Biograph Max Kalbeck betonte, dass er in dieser Zeit die Orchesterpartituren Haydns intensiv studierte und ergänzte: „Da überdies die vorzüglichen Bläser der Detmolder Hofkapelle beim Vortrage Mozartscher Serenaden ihm ein neues Reich zauberischer Klangwirkungen erschlossen und dem Lernbegierigen bequeme Gelegenheit verschafften, sich näher mit der Natur und dem Gebrauch ihrer Instrumente zu befreunden, so sah er sich in seiner Absicht, zur durchsichtigen Klarheit und Einfachheit instrumentaler Musik durchzudringen, gleichsam von verschiedenen Seiten auf einmal aufgefordert, unterstützt und bestärkt…“ In der ersten Serenade in D-Dur habe er zwischen einer durchsichtigen, einfach besetzten Orchestrierung und dem eher Sinfonischen geschwankt, sich letztlich aber für „reichere Instrumentation und breitere Entwicklung“ entschieden – auch wenn die Serenade das erste Mal als Nonett erklang.
Und dieser Urfassung kann, obwohl verschollen, dank des argentinischen Dirigenten Jorge Rotter seit 1987, obwohl verschollen, wieder gelauscht werden. „Je tiefer man sich in die Orchesterfassung versenkt, desto klarer wird, wie viel Brahms von der ursprünglichen Nonett-Fassung bewahrte…“, erklärte Rotter. „Da die Orchesterfassung Brahms‘ Intentionen getreu widerspiegelt, diente sie als alleinige Quelle unserer Rekonstruktion.“
Yuan Yu stammt aus Beijing, hat in Paris bei Sophie Cherrier sowie in München bei Andrea Lieberknecht studiert und ist Preisträger großer internationaler Wettbewerbe. 2018 erhielt er den „Discovery Award of the International Classical Music Awards (ICMA)“. Zuletzt war Yuan Solo-Flötist der Hong Kong Sinfonietta und ist nun Solo-Flötist des Konzerthausorchesters Berlin im Probejahr.
wurde in Ungarn geboren und studierte an der Ferenc Liszt Musik Akademie in Budapest. Seit 2000 ist sie Solo-Oboistin des Konzerthausorchesters Berlin, außerdem spielt sie im Konzerthaus Kammerorchester. Die Preisträgerin internationaler Kammermusikwettbewerbe war Mitglied des Budapest Festival Orchestra unter Iván Fischer und des Gustav Mahler Jugendorchesters unter Leitung von Claudio Abbado. Vor ihrem Eintritt ins Konzerthausorchester war sie Stipendiatin der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker.
studierte in seiner Heimatstadt München bei Gerd Starke und war mehrere Jahre Solo-Klarinettist der BR-Orchesterakademie Ingolstadt. 1996 trat er als Solo-Es-Klarinettist ins Konzerthausorchester Berlin ein, 1998 wechselte er auf die Position des Solo-Klarinettisten. Seit 2008 hat Ralf Forster eine Professur für Klarinette an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin.
studierte in seiner Heimatstadt Berlin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler. 1982 trat er ins heutige Konzerthaus Berlin ein, zunächst an der Zweiten Klarinette und seit 2000 als Solo-Bassklarinettist. 20 Jahre lang spielte er im „Berliner Bläserquintett“, das beim ARD-Wettbewerb 1985 zweiter Preisträger war. Er hat mehrere Lehraufträge für Klarinette, Bassklarinette und Kammermusik an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin und am Bach-Gymnasium.
ist mehrfacher Erster Preisträger beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“. Zudem erhielt er einige Sonderpreise wie den „Heidi-Arnold-Sonderpreis für eine herausragende Leistung im Fach Horn“. Er war Jungstudent an der Hochschule für Musik und Theater München bei Johannes Hinterholzer und Carsten Duffin. Im Oktober 2023 begann er sein Studium bei Sibylle Mahni an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Orchestererfahrungen sammelte er als Mitglied des Bundesjugendorchesters und der Jungen Deutschen Philharmonie sowie beim Odeon Jugendsinfonieorchester, dem Patenorchester der Münchner Philharmoniker.
stammt aus Slowenien. Ausgebildet zunächst in seiner Heimat und am Mozarteum in Salzburg, setzt er sein Studium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler bei Volker Tessmann fort. Er war Mitglied der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker und ist seit August 2023 Solo-Fagottist des Konzerthausorchesters Berlin in der Probezeit.
wurde in Israel geboren und ist in Südafrika aufgewachsen. Sie studierte an der New Yorker Julliard School bei Sylvia Rosenberg, in Tel Aviv sowie in Berlin bei Ulf Wallin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler. Seit 2014 ist sie Mitglied im Konzerthausorchester Berlin. Sie spielt außerdem im Franz Trio und im Konzerthaus Kammerorchester. Sie gewann Violinwettbewerbe in Israel, Spanien und Südafrika und tritt als Solistin regelmäßig mit allen großen Sinfonieorchestern Südafrikas auf. Als Kammermusikerin konzertiert sie unter anderem in Duoprogrammen mit ihrem Bruder, dem Pianisten Ammiel Bushakevitz.
wurde im japanischen Nagoya geboren. Sie studierte am Toho Gakuen College Geige und wechselte im vierten Studienjahr zur Bratsche. Seit 2019 ist die Stellvertretende Solo-Bratscherin Mitglied im Konzerthausorchester Berlin, außerdem spielt sie im Konzerthaus Kammerorchester. Davor war Ayano Kamei seit 2011 Mitglied des SWR Sinfonieorchesters. Als Kammermusikerin war sie beispielsweise bei den International Sejong Soloists (NY), beim Aspen und beim Affinis Music Festival sowie den Dresdener Musikfestspielen zu Gast.
wurde in Kaiserslautern geboren. Sie studierte in Saarbrücken, Köln und Düsseldorf. Seit 2001 ist sie Mitglied des Konzerthausorchesters Berlin, außerdem spielt sie im Konzerthaus Kammerorchester. Viola Bayer war Stipendiatin der Stiftung „Villa Musica“ und spielt als passionierte Kammermusikerin in verschiedenen Besetzungen mit.
wurde in Meißen geboren. Er studierte in Berlin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler und am Moskauer Tschaikowsky-Konservatorium. Seit 1983 ist der Solo-Kontrabassist Mitglied des Konzerthausorchesters Berlin. Als Kammermusiker spielt er mit Ensembles wie concertare berlin, der Bachakademie und dem Bachcollegium Berlin im In- und Ausland. Er ist Vorsitzender der Pädagogischen Arbeitsgemeinschaft für Kontrabass „PAKINO“ und engagiert sich in der Musikvermittlung für Kinder und Jugendliche, gibt internationale Meisterklassen und hat seit 1998 eine Professur an der Hochschule für Musik Hanns Eisler. Stephan Petzold spielt auf Instrumenten von Vincenco Luccarini und William Gilkes.